Zurück zu G9: Freie Nachmittage und noch mehr Zeit zum Daddeln?

Was für viele Eltern der Weg zum Schul-Paradies ist, wird schon bald zum Alptraum werden: Die Halbtagsschule kommt mit G9 zurück. Jeden Mittag ein warmes Essen auf den Tisch bringen und dann den Kampf gegen die Smartphones führen – viel Spaß dabei!
Und der Schulstress? Auch den hat es früher schon gegeben. Daran wird sich nicht viel ändern. Viel spricht also dafür, dass der Weg zurück zu G9 einfach nur eine große Enttäuschung wird.
Das muss aber nicht sein, wenn wir jetzt den Nachmittag retten und die Schule zu einem Abenteuerspielplatz kreativer und intellektueller Aktivitäten machen. Dazu haben wir ein bewährtes Instrument: die Arbeitsgemeinschaften.
Die Teilnahme an AG’s ist freiwillig, es gibt kein bestimmtes Curriculum und keinen Notendruck, nur das persönliche Interesse zählt. Hier nur einige Beispiele, die ich in meiner Zeit als Lehrer und Schulleiter kennengelernt habe: Lego Roboter programmieren, Film drehen, Fotos und Bildbearbeitung, Schulgarten, Tierbeobachtung, Wasseruntersuchungen, Vorbereitung auf Wettbewerbe in vielen Fächern, Umgang mit Smartphones, Lernvideos produzieren, Musikstück komponieren, Hausaufgabenhilfe in kleinen Gruppen, Apps programmieren, eigenen Server aufsetzen, historischen Traktor reparieren, Internetseite erstellen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Es ist gut nachvollziehbar, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler für diese Angebote interessieren, zumal sie auch selbst zu Tutoren werden können. So kann die Infrastruktur einer Schule sinnvoll genutzt werden.
Woran liegt es nun, dass diese Einrichtung kein Selbstläufer ist? Der Hauptgrund ist, dass die Lehrkräfte primär für den Pflichtunterricht eingesetzt werden müssen. Da bleibt wenig Spielraum für AG’s. Zum zweiten ist die Organisation aufwändig. Wie gewinnt man externe Kräfte, wie kann man sie bezahlen, wie regelt man die Teilnahme?
Hier mein Vorschlag: Lasst den Schulen die Lehrerstellen in der Umstellungsphase und setzt sie ein für den Aufbau eines attraktiven freiwilligen Angebots, das unsere Schulen am Nachmittag zu einer lebendigen Lernwelt macht.
Dann könnte man auch den Bedarfssprung im Jahr 2026 bewältigen, wenn es erstmals wieder eine Jahrgangsstufe 13 in NRW gibt und 10% mehr Lehrkräfte benötigt werden.
Ich gebe zu, das wird teuer für das Land. Aber ohne diese Anstrengung verlieren wir unsere klügsten Köpfe an die digitale Glitzerwelt.